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Der Patronenfüller

Als ich 1962 in die zweite Klasse der damals noch Volksschule genannten Grundschule kam, sollten wir anfangen, mit dem Füller zu schreiben. Damals hatten die Jungen, während die Mädchen Handarbeit hatten, „Schönschreiben“ als Unterrichtsfach. Schon in meinem damaligen Zeugnis stand, „Schrift könnte besser sein“. Nun also sollten wir uns einen Füller kaufen. Es war gerade Mode geworden, Patronenfüller zu haben, und alle in meiner Klasse hatten einen Patronenfüller, Kaweko oder Geha oder wie sie sonst hießen. Ich wollte aber keinen Patronenfüller, weil ich keine Lust auf die Wegwerf-Patronen hatte, und nicht verstand, warum man für ein paar Milliliter Tinte so viel Plastikmüll produzieren sollte. Also bestand ich auf einem Kolbenfüller. Meine Mutter war einverstanden, und so kaufte ich einen Kolbenfüller und ein Tintenfass, um diesen zu füllen. Am nächsten Tag trug ich meinen Kolbenfüller stolz zur Schule und erklärte allen, dass ich mich für einen Kolbenfüller entschieden hatte, weil ich keinen Plastikmüll produzieren wollte.

Nun passierte es: als ich den Füller aufschrauben wollte, hielt ich ihn aus Versehen nicht am Schaft, sondern am Ende fest und dreht damit den Kolben herunter, sodass sich die Tinte in die Füllerkappe ergoss. Als ich diese dann abnahm, floss die darin Tinte aus und beschmutze mein Heft, meine Finger, mein Pult – eine Riesensauerei! Wie peinlich! Mit einem Patronenfüller wäre das nicht passiert. Dennoch blieb ich dem Kolbenfüller bis heute treu. Wenn ich einen Patronenfüller benutzte, hatte ich einen Konverter, eine auffüllbare Patrone. Auch mit den Wegwerfminen eines Kugelschreibers konnte ich mich nie anfreunden, noch weniger mit den aufkommenden BIC-Wegwerfkugelschreibern, die mich Kopfschütteln ließen. Von BIC kamen dann auch die Einmal-Feuerzeuge auf. Ich wunderte mich sehr, wie die Menschen diesen Wegwerfkram einfach hinnahmen und wertvolle Rohstoffe verschwendeten und Müll produzierten. Das ist jetzt 60 Jahre her. Seither hat sich das Bewusstsein kaum verändert. Nur sind die Dimensionen größer geworden: Statt Füllerpatronen haben wir Druckerpatronen, high-tec Einmalartikel, die schnell mehr kosten als der Drucker selbst, der auch ein Wegwerfartikel geworden ist.

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